Peitscheneffekt oder Bullwhip-Effect ein Abstimmungsproblem mehrstufiger Lieferketten

Der Bullwhip-Effekt, zu deutsch Peitscheneffekt, beschreibt ein Problem in der Logistik - respektive der Supply Chain. Das Problem entsteht durch Abstimmungsprobleme in mehrstufigen Lieferketten, bzw. auch zwischen den ERP-Systemen der beteiligten Partner in der Supply Chain. Innerhalb der Lieferkette schaukeln sich die Bedarfe durch den Einbau von Sicherheiten in der Produktionsplanung bzw. Logistikplanung jeder Stufe auf. Dadurch übersteigt die geplante oder bestellte Menge den tatsächlichen Bedarf umso stärker, je weiter unten sich der Partner in der Lieferkette befindet. Es entstehen unnötig hohe Lagerbestände.Der Bullwhip-Effekt sollte daher ein wichtiger Faktor in jedem Supply Chain Management sein, um Herausforderungen, Probleme und strukturelle Schwächen von Lieferketten in den Griff zu bekommen.

Allerdings kann das Problem nicht alleine durch den Einsatz moderner IT-basierter Supply-Chain-Management-Systeme nicht erfolgreich gemeistert werden. Es sind mehrstufige Abstimmungsprozesse und Anpassungen nötig um das Problem dauerhaft zu lösen.

Bullwhip Effekt über Lieferantenstufen hinweg

Bullwhip Effekt über Lieferantenstufen hinweg

Auslöser für den Bullwhip-Effekt [dic]

  • Bestandsabbau und -aufbau (z.B. an Geschäftsjahresende, Urlaubszeiten, etc.),
  • Bestandsschwankungen
  • Dezentrale Absatzplanung und zentrale Produktionssteuerung,
  • Prognosefehler
  • Änderungen von Aufträgen nach Auftragsfreigabe
  • Anzahl der Planungsebenen
  • Losbildung
  • Preisschwankungen
  • Überbestellung bei Lieferengpässen
  • Bestandsschwankungen bei Änderungen,
  • Kapazitätsrestriktionen
  • Physikalische Fehlerbehaftung von ERP-Daten
  • Hohe Komplexität und Vielfalt an angewandten Parametern in ERP-Systemen,
  • Kumulation in ERP (z.B. Kalendarische Kumulationen),
  • Lange Durchlauf-, Wiederbeschaffungs- oder Transportzeiten
  • Fehlende oder zu geringe Puffer (z.B. Nullbestandskonzepte),
  • Mangelndes Qualitätsniveau,
  • Mangelnde Termintreue,
  • etc.

Die Risiken des Bullwhip-Effekts sind sowohl für den Lieferanten als auch für den Kunden, der in der Regel mit deutlichen Lieferschwierigkeiten der Lieferanten zu kämpfen hat, beträchtlich. Oft entstehen dadurch hohe Kosten.

Folgen des Bullwhip-Effektes

Da die Bedarfe immer stärker schwanken sind die Folgen hohe Lagerkosten und unnötig hohe Produktionskapatizäten. Gleichzeitig nimmt die regelmäßige Unterversorgungzu. Es es kann zu zu Produktionsunterbrechungen und Lieferengpässen kommen. Oft wird versucht durch den Ausbau von Bestandspuffer Lieferengpässe zu vermeiden.


Der Peitscheneffekt (engl. Bullwhip effect) führt zu Produktionsunterbrechungen bei den Lieferanten [dic]

Lösungsansätze zur Eindämmung des Bullwhip-Effekts

  • Eine enge Zusammenarbeit zwischen Vertrieb, Planung, Einkauf und Logistik über die Lieferkette hinweg führt zu einem optimierten Waren- und Informationsfluss. Die Interpretationen von Planungen und Lagerbeständen müssen in Einklang gebracht werden. Damit erreicht man eine Reduzierung der Kosten, Senkung von Lagerbeständen.
  • Die Einführung eines schlanken Produktionssystems führt zu einer ganzheitlichen Optimierung der Produktions- und Logistikprozesse. Das Ergebnis ist eine beruhigte Produktion mit dem Effekt der Steigerung der Produktivität und Flexibilität.
  • Eine Bestandssteuerung zum Beispiel mit Kanban führen zu einer hohen Teileverfügbarkeit.
  • Valuecycle Analyse und Optimizing sind hilfreiche Methoden zum Aufspüren und Beseitigen von Störfaktoren.
  • Hybrides Kanban und matrixhybride Steuerungen zur Stabilisierung gegen Störungen.
  • Lieferanten-Kanban
  • IT-basierte Supply-Chain-Lösungen
  • etc.

Ein Ansatz besteht darin Trägheit in einem Produktionssystem, durch Verlangsamung der Steuerungsgeschwindigkeit im ERP auf allen Ebenen der SC, zu erreichen. Wenn, beginnend von der obersten Ebene, Schwankungen durch zeitliche Verlangsamung der Steuerung ausgeglichen werden, wird der Bullwhip- Effekt weitestgehend kompensiert.*

Literatur

[dic] Schlanker Materialfluss mit Lean Production, Kanban und Innovationen, Springer Verlag 2006
[forr] Forrester, J.(1961): Industrial Dynamics. MIT Press, Cambirdge, USA.

Weitere ausführliche Lösungsansätze für den Bullwhip-Effekt sind in dem Buch "Schlanker Materialfluss mit Lean Production, Kanban und Innovationen vor Philipp Dickmann, Springer Verlag 2006 zu finden

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